Die erste Blasmusikkapelle des ehemaligen Marktes Amstetten wurde laut Überlieferung 1875 in der ehemaligen „Alten Post“ am Hauptplatz – das ist der heutige Hauptplatz Nr. 26 – gegründet, war aber amtlich nicht verankert. Der vorläufig älteste, schriftliche Nachweis der Musikkapelle findet sich aus dem Jahr 1881 im „St. Pöltner Wochenblatt“ und lautet folgendermaßen: „Anlässlich der Hochzeit von Kronprinz Rudolf fand auch in Amstetten ein Fackelzug statt, an dessen Spitze die Musikkapelle marschierte.“ Nach ungefähr einem Jahrzehnt des Bestehens zeigten sich die ersten Auflösungserscheinungen dieser bereits allseits beliebten kulturellen Einrichtung, da die Musiker vorwiegend aus verschiedenen Vereinen stammten und die amtliche Verankerung fehlte.
Der Niedergang der ersten Musikkapelle bewog die Gemeindevertreter, das Musikgeschehen selbst in die Hand zu nehmen. Der weitblickendste Beschluss hiezu war 1889 die Einstellung eines Musiklehrers. Mit Richard Petrowitz, dem großen Kapellmeister der Jahrhundertwende, erreichte der 1890 gegründete Markt-Musik-Verein die erste Blütezeit der Blasmusik in Amstetten. Dieser erste amtlich fixierte Verein beherrschte mit seinem Kapellmeister Richard Petrowitz bis zum Beginn des 1. Weltkrieges die blasmusikalische Szene Amstettens. Erster Obmann des neuen „Markt-Musik-Vereines“ war Rechtsanwalt Dr. Carl Teutschmann.
1893 beschloss die Generalversammlung, für die Vereinsmitglieder jährlich 4 Konzerte bei freiem Eintritt zu geben. Ende 1893 sind 26 Mann neu uniformiert, diese Uniform musste jedoch im Jahre 1900 laut Erlass der k.k. Statthalterei abgeändert werden, da sie einen zu militärischen Schnitt aufwies.
Im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts spielte die Kapelle unter Petrowitz jährlich viele Garten- und Platzkonzerte. Kulturelle Zentren Amstettens in dieser Zeit waren das Hotel Ripka (ehem. Bücking-Areal, jetzt CCA Amstetten), das Cafe Putz in der Wienerstraße und der Bräuhausgarten (heutige Oberbank). Die Kapelle war der Unterhaltungsfaktor schlechthin. Ohne sie fand fast kein Ball, keine Fronleichnamsprozession, kein 1. Mai, keine größere Hochzeit, kein Geburtstagsfest des Kaisers oder kein sonstiges Großereignis statt. Bei den großen Feierlichkeiten, wie der Stadterhebung im Jahre 1897 oder dem Empfang des Kaisers war die Musikkapelle natürlich dabei. Ab 1894 begleitete die Markt-Musikkapelle schon die Begräbnisse, und ab späteren Jahren auch die Auferstehungsfeier.